28.11.2010

24. Tag: Versteigerung der Rallyeautos

Mit dem 28.11 brach für uns ein Tag an, der einerseits versprach, einer der Spannendsten der ganzen Rallye zu werden aber andererseits leider auch Abreise und Rückflug bedeutete. Und so riss uns unser Wecker an diesem Morgen mal wieder ziemlich zeitig aus dem Schlaf. Wir mussten noch Sachen packen, frühstücken!! und auschecken, um dann spätestes 10:30 auf den Stadiongelände in Banjul vorzufahren.

Aber alles lief wie am Schnürchen und wir konnten unser Auto pünktlich den interessierten Augen der potentiellen Käuferschaft präsentieren. Wir öffneten alle Türen und die Motorhaube, beantworteten Fragen und machten verdientermaßen ordentlich Werbung für unser Auto. Hin und wieder wollten ganz Skeptische auch mal am Zündschlüssel drehen. Aber die Gesichter entspannten sich schnell, als der Opel wie erwartet immer sofort und ruhig ansprang.

So konnten wir Jedem, der es hören wollte, nur Gutes berichten, während die Spannung stieg und das erste der 36 Autos auf die Versteigerungsfläche rollte. Bei dieser Gelegenheit muss man erwähnen, dass tatsächlich alle Fahrzeuge aus eigener Kraft vorgefahren sind - auch der Chrysler vom Team Austria, der seit dem Senegal nur noch an der Schleppstange hing. Das Motorproblem war zwar nicht zu überhören aber es macht halt einen Unterschied, ob ein Wagen vorfahren kann oder vorgeschoben werden muss.

Wir waren mit unserem Auto etwa im Mittelfeld des Versteigerungsfeldes und hatten erst mal genügend Zeit uns anzuschauen, wie eine solche Versteigerung ablief, bevor unser Auto hier unter den Hammer kam.

Pro Fahrzeug wurde immer ein Mindestgebot festgelegt, um Zeit zu sparen und anschließend lag das Wort immer schön abwechselnd entweder beim Auktionator oder bei den Bietern im Publikum. Irgendwann blieb nur noch ein Bieter übrig, es folge das obligatorische:

... zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten ... Verkauft an den Herrn im grünen TShirt ... bitte treten Sie nach vorn! ...

Sofort mitnehmen konnte man das ersteigerte Fahrzeug jedoch nicht (gut für uns, weil unsere Abschiedsfahrt zum Flughafen Banjul damit gesichert war). Der Käufer musste 25% sofort anzahlen und den Rest bei Abholung des Autos innerhalb der kommenden 14 Tagen. In der Zwischenzeit müsste der Käufer das Fahrzeug noch offiziell einführen und verzollen, was pro Fahrzeug noch einmal Gebühren zwischen 800 - 1.500 EUR bedeutet. Insgesamt also kein Pappenstiel. Und so nahm die Versteigerung Ihren Lauf.

Einige Autos vor uns schoss Helmuth vom Team Landlord den Vogel ab, weil er bei über 40Grad im Schatten in Schlips und Anzug erschien und jedes Mal kurz bevor den Bietern für seinen Opel Frontera die Luft auszugehen schien, eines seiner Kleidungsstücke auszog und als Zugabe an das Auto hing. Mit dieser Strategie hatte er a) das Publikum auf seiner Seite und erzielte b) den bis dato höchsten Erlös, nämlich 101.000 Dalassi, was etwa 2.600 EUR entspricht.

Und dann irgendwann war es so weit: Wir fuhren unser Auto vor das Eingangsportal des Stadions, auf der die Bietern warteten, der Auktionator spulte seinen einleitenden Text runter und ab ging die Partie ...

Nun konnte man nur noch warten und die Daumen drücken. So wie der Opel dort stand und nach all dem, was wir mit ihm zusammen erlebt hatten, hätte ich am liebsten mit gesteigert. Aber alles hat einmal ein Ende - auch unsere Reise nach Banjul - und dazu gehörte halt auch unser Auto hier stehen zu lassen - hoffentlich für einen guten Preis.

Wir hatten bereits im Vorfeld raus hören können, dass wir hier heute mit einem ordentlichen Ergebnis rechnen konnten aber so lange, wie das schwarz auf weiß irgendwo stand, wollten wir daran nicht glauben. Es zeichnete sich aber schnell ab, dass die Vorhersagenden richtig gelegen haben. Ohne Probleme nahmen wir die 100.000 Dalassi -Grenze und weiter ging's Richtung 120.000, 130.000 und 140.000. Dann wurde es langsam stiller im Publikum. Zwei Bieter blieben noch im Rennen und beide warteten jedes Mal, dass der Auktionator sie anzählte, bis sie ein weiteres Gebot abgaben. ... 150.000 ... kurzer Blickwechsel zwischen den Kontrahenten ... 151.000 ... 152.000 ... zu Ersten, zum Zweiten und (diesmal tatsächlich) zu Drittem! Verkauft!!!

152.000 Dalassi entsprechen ziemlich genau 4.000EUR. Das war mit Abstand das beste Ergebnis, welches unter den Teilnehmern der Rallye erzielt worden ist. Klar, waren wir stolz, schüttelten die Hände des Käufers, wünschten ihm allzeit gute Fahrt und machten noch schnell ein gemeinsames Foto vor dem Auto. Und dann war es auch schon vorbei. Wir fuhren unser Auto zum Parkplatz und hinter uns war der Nächste an der Reihe.

Das war's dann! Das Gefühl was dann in einem aufsteigt, hat sicher Jeder schon einmal erlebt. Einerseits Glück und Freude - weil man mit viel Arbeit und Unterstützung die gesteckten Ziele erreichen konnte und andererseits eine Art Traurigkeit, weil das Projekt, welches seit Monaten unseren Alltag mitbestimmt hat, nun abgeschlossen ist und der Vergangenheit angehört. Weitere Fahrzeuge wurden versteigert aber irgendwie saß man nur noch daneben - nicht mehr mitten drin - und ließ die vielen Erlebnisse der letzte Woche noch einmal gedanklich Revue passieren ...

Eigentlich hätten wir nun noch in aller Ruhe das weitere Treiben verfolgen können, hätten im Blue Kitchen vielleicht noch etwas gegessen und wären dann zum Flughafen Banjul gefahren, um unsere Rückreise anzutreten. Das Königsteam wurde jedoch von Ihrem Hotel informiert, dass Ihr Flieger, der auch der unserige war, drei Stunden eher abfliegen sollte und wir deshalb mehr oder weniger sofort Richtung Flughafen aufbrechen müssten. Alle waren irritiert, ein Team fuhr zum Büro der Airline, die Versteigerung einiger Auto wurde vorgezogen, weil die, die heute abreisen mussten, natürlich miterleben wollten, wie ihr Auto versteigert wurde. Als dann das Team vom Büro zurück kam und nichts Neues erfahren hatte, blieb uns nichts anderes übrig, als JETZT loszufahren, um den Flieger noch zu erreichen. Viel zu schnell musste man sich überall verabschieden. Corinna, die Praktikanten der DBO, die uns in den Tagen in Banjul so viel geholfen hatte, war auch hier wieder zur Stelle und setzte sich zu uns ins Auto, um den Wagen später vom Flughafen zurück zum Zeltplatz zu fahren und los ging's.

Am Flughafen wurde es noch einmal brenzlich, als wir in der Hektik ein Stoppschild der Armee überfuhren dann ganz schnell ein Vollbremsung einleiten mussten, weil vor uns ein Armist aus den Büschen kam und mit der Waffe im Anschlug auf uns zu lief. Sehr unangenehm, in den Lauf einer MP zu schauen!! Also schnell den Rückwärtsgang rein und versuchen, die Armisten zu besänftigen, die sich im Gegensatz zur Polizei in Banjul überhaupt beeindruckt zeigten, als wir von Charity, Rallye und Holiday erzählten. Die Spannung legte sich erst wieder ein bisschen, als Corinna erwähnte, dass sie Praktikantin beim Bürgermeister in Banjul ist. Nun hörte man uns zu und nachdem wir das Auto nochmal öffnen mussten und alles nach Tourist und Rückflug aussah, ließ man uns Richtung Airport weiter fahren.

Dort angekommen, bestätigte sich das Gerücht des verfrühten Fluges natürlich nicht. Wir verabschiedeten uns also in aller Ruhe von Corinna und Katima, unserem Auto. Nach und nach trafen auch die anderen Teams ein und so klang der letzte Tag in Afrika bei Rallyegeschichten an der Flughafenbar in Banjul aus.

Ansonsten verlief alles wie geplant. In Brüssel trennten sich dann auch die Wege unseres Teams. Sven flog nach Berlin weiter und ich nach München. Witzig war jedoch, dass ich mich aufgrund der plötzlichen Abreise nicht mehr umgezogen hatte und mit kurzen Hosen und verschwitztem TShirt zwischen etlichen Anzugträgern saß, als verkündet wurde, dass mein Flug wegen starker Schneefälle in München eine Stunde Verspätung haben würde. Aber ich wollte mir mein Urlaubsfeeling so lange wie möglich erhalten. Dafür müsste ich allerdings ganz schön kämpfen, als ich in München ankam ...

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